Hohe Gaspreise: Wie die Kostenexplosion die Existenz von Textilunternehmen bedroht

2022-11-16 14:09:29 By : Ms. Annie Chang

Die Textilbranche schlägt Alarm. Die hohen Preise für Gas und Strom machen vielen Unternehmen große Probleme und bedrohen Arbeitsplätze in der Branche. Das zeigt auch eine aktuelle Studie des Bundesverbandes der Deutschen Industrie.

Gescher/Berlin. Die Preise für Gas und Strom sind in den letzten Monaten extrem gestiegen. Das trifft nicht nur private Haushalte – auch viele Unternehmen aus der Textilbranche sind davon betroffen. Und zwar massiv!

„Die Lage ist existenzbedrohend“, warnt Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands textil+mode, kurz t+m. „Es gibt immer mehr Unternehmen, die unter der Last der täglich steigenden Energie- und Rohstoffkosten zusammenbrechen.“

Russlands Krieg in der Ukraine macht die Beschaffung insbesondere von Gas nicht nur turbulent, sondern auch teuer. Ein Beispiel: „Unser Aufwand für Strom und Gas fiel im Januar und Februar um 250 Prozent höher aus als im Vorjahr.“ So sagt es Dirk Tunney, Chef des Textilveredlers ETV Eing. Das Unternehmen mit 125 Beschäftigten rüstet als Lohnveredler im münsterländischen Gescher Textilien aus – zum Beispiel auch für sicherheitsrelevante Bauteile im Automobilbau.

„Für Gas und Strom bezahlen wir 250 Prozent mehr als im Vorjahr”

Dirk Tunney, Geschäftsführer ETV Eing

Diese Textilien werden hierzu etwa auf riesigen Spannrahmen getrocknet. „Für unsere Art der Produktion brauchen wir eine große Menge an Prozesswärme und die erhalten wir zurzeit nur durch Gas“, erklärt Tunney. „Die Preisexplosion beim Gas ist deshalb für uns ein riesiges Problem.“

Mit dieser Einschätzung steht er nicht allein da. Fast jeder vierte Betrieb sieht die gestiegenen Energiepreise als existenzielle Herausforderung, wie eine aktuelle Analyse des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) zeigt. Er hat im Februar rund 420 mittelständische Unternehmen, darunter auch ETV Eing und viele andere Textilbetriebe, zum Problem der Energiekosten befragt. Mehr als ein Viertel der Firmen denkt demnach darüber nach, Unternehmensteile und Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern. Denn zwei Drittel können laut BDI-Studie die gestiegenen Energiekosten nicht so einfach an ihre Kunden weitergeben.

Was das konkret heißt, wird etwa im Betrieb in Gescher deutlich. Dort entscheidet mittlerweile nicht die eigentlich ganz gute Auftragslage über das Produktionsgeschehen, sondern der aktuelle Gaspreis!

„Wir können Teile unseres Gasbedarfs nur kurzfristig einkaufen. Bei der Menge orientieren wir uns als Lohnveredler daran, was unsere Kunden aktuell an Ausrüstungsaufträgen bei uns ordern“, erklärt Geschäftsführer Tunney. Würde der Gaspreis auf dem derzeitigen Niveau bleiben, könne der Betrieb dauerhaft nicht mehr wirtschaftlich produzieren. Denn: „Die Mehrkosten beim Gas können wir nur teilweise auf die Kunden umlegen, wir kommen an ein Marktpreislimit.“ Bittere Folge: Der Betrieb hat schon im März teilweise und abteilungsabhängig Kurzarbeit gefahren – und wird das erst mal auch weiterhin tun müssen.

Der Branchenverband t+m fordert schon länger eine finanzielle Entlastung seitens der Politik, konkret alle nationalen Zusatzbelastungen auf Strom und Gas bis mindestens Jahresende auszusetzen. Vor einem Gasembargo wiederum kann Hauptgeschäftsführer Mazura nur eindringlich warnen: „Allein in unserer Branche könnte ein solcher Schritt das Aus für Hunderte von Betrieben bedeuten.“

Die deutsche Industrie ist ein Großverbraucher von Gas. So schnell lässt sich das nicht ändern. Warum das so ist und welche Alternativen es gibt, erklärt aktiv in einer Analyse an konkreten Beispielen.

Der Strumpfsticker aus dem Münsterland hat sich auf Sport- und Wohlfühlsocken aus nachhaltiger Wolle spezialisiert. Das Familienunternehmen will die Produktion so umbauen, dass es in Zukunft klimaneutral produzieren kann.

Der Moderiese will zeigen, dass eine nachhaltige und kostendeckende Fertigung von Kleidung auch hierzulande möglich ist. Ab Februar sollen die ersten Jeans im Handel erhältlich sein – zu einem erschwinglichen Preis.

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